Deutschland gehen die Nachwuchskräfte
aus. Deshalb brauchen Firmen die Expertise älterer Mitarbeiter. Ein Gespräch
mit Marion Kopmann, Gründerin des Netzwerks „Masterhora“, und Bernhard von
Rothkirch, Verband „Die Führungskräfte“. Masterhora – „Meister
der Zeit“ – so nennt sich ein neues Online-Portal, das Experten im Ruhestand und Firmen besser
vernetzen möchte. Unternehmensberaterin Marion Kopmann ist eine der beiden
Gründer des Social Networks. Gemeinsam mit Bernhard von Rothkirch, Vorsitzender
des Kooperationspartners „Die
Führungskräfte“, erklärt Kopmann, was Masterhora dem demographischen
Wandel und drohenden Fachkräftemangel entgegensetzen will. Wie sind Sie auf die
Idee gekommen, ein Netzwerk für Experten in Rente und Unternehmen zu gründen? Marion Kopmann: Vorbilder hatten wir keine, auch nicht international. Ich bin aber seit
vielen Jahren in der Unternehmensberatung tätig, komme mit vielen Vorständen in
Kontakt – und da ist der demographische Wandel natürlich ein großes Thema.
Viele Unternehmen haben angesichts der Analysen Bauchschmerzen. Sie befürchten,
dass kostbares Wissen verloren geht, wenn mehr und mehr gute Fach- und
Führungskräfte in Rente gehen.
Masterhora will hier
gegensteuern. Warum richten Sie Ihr Angebot gezielt an kleine Betriebe und
Mittelständler? Kopmann: Natürlich möchten wir auch große Firmen ansprechen. Aber gerade den kleinen
und mittelständischen Unternehmen fehlen oftmals Ressourcen, um mit ehemaligen
Beschäftigten in Kontakt zu bleiben. Das beschränkt sich dann meist auf ein
Treffen im Jahr, vielleicht geht man mal gemeinsam eine Martinsgans
essen. Bernhard von
Rothkirch: Den meisten Unternehmen fehlte bisher
eine systematische Unterstützung bei der Integration älterer und bereits
ausgeschiedener Mitarbeiter. Fachkräfte werden dringend gesucht, aber nur hier
und da werden einzelne Leute für Projekte zurückgewonnen. Bosch oder die Otto
Group sind hier Vorreiter – sie haben bereits Netzwerke eingerichtet, um mit
Ehemaligen in Kontakt zu bleiben. Solche Kapazitäten fehlen kleineren Betrieben
– wenn die Experten gehen, wachsen nicht genug junge Kräfte nach. Und diese Lücke soll
Ihr Portal schließen. Wie kann man sich das Zusammenführen beider Seiten –
Experten und Unternehmen – genau vorstellen? Kopmann: Auf unser Portal passt ganz gut das Bild eines bunten Gewerbeparks. Auf dem
Markplatz tummeln sich Experten verschiedener Branchen mit ihren Jobprofilen,
dort kommen sie mit den Firmen in Kontakt und werden für Projekte rekrutiert.
Dann gibt es aber auch noch andere, geschlossene Bereiche, zum Beispiel
Diskussionsforen. Und natürlich können Unternehmen einen eigenen Campus
einrichten, in den sie gezielt ehemalige Arbeitnehmer einladen. So bleiben die
Mitglieder auf dem Laufenden… Rothkirch: …und genau das wünschen sich auch viele ehemalige Mitarbeiter. Eine Umfrage
unter Führungskräften aus dem Bankensektor hat gezeigt, dass sich 42 Prozent
vorstellen können, über das gesetzliche Rentenalter hinaus in ihrem Unternehmen
tätig zu bleiben. Sie entkommen so nicht nur der großen Langeweile im
Ruhestand, sondern haben das Gefühl, weiterhin gebraucht zu werden – das ist
psychologisch sehr wichtig.