Unternehmensgründer sind jung, hip und
hauptsächlich in Berlin und Hamburg unterwegs, heißt es oft. Stimmt aber nicht.
Jeder vierte Gründer ist älter als 45. Und viele Über-60-Jährige haben
wertvolle Erfahrungen als Unternehmer, mit denen sie Gründer und ihre Ideen
unterstützen können. Die einen zu den anderen zu bringen, ist das Geschäftsmodell
der Business-Plattform "MASTERhora".
Ein Abend im Frankfurter
Restaurant "Balance". Viele Braun- und Rottöne, Sitzecken mit
Lederimitat bezogen in Gelb. Die Küche italienisch und griechisch, alles nichts
Exklusives, aber ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil Bockenheim. Klara
Kletzka ist zum "Gründerstammtisch" gekommen. Sie ist die geschäftsführende
Gesellschafterin des privaten Frankfurter Dialogmuseums. In ihrem Museum ist es
dunkel. Dort sind Blinde die Experten. Sie führen die Sehenden. Es ist ein
Projekt des Social Business. Und bis die Gelder dafür zusammen waren, hat Klara
Kletzka schwer geschuftet:
"Man muss
unglaublich risikobereit sein. Das ist das eine. Mutig. Ausdauer zeigen. Und
dann entsprechend wie so'n Trüffelschwein auf die Suche gehen, wo finde ich
denn die richtigen Investoren für das Projekt, was ich gerade auf den Markt
bringen möchte."
Kapitalbedarf bei Neugründungen
Solche Erfahrungen
könnten interessant sein für Uwe Schacher und Ursula Vormwald. Sie arbeiten an
Qualitätskriterien für Senioren- und Pflegeheimen auch für Migranten. Und
irgendwann werden sie wohl Partner und Geld brauchen: "Ja, sowohl als
auch. Investoren und Kooperationspartner. Denn aus diesem Projekt werden wir ja
auch Erkenntnisse haben, die umgesetzt werden sollen. Und dafür wird auch
wieder ein Kapitalbedarf erforderlich sein."
Knackige Ideen sind gefragt
Dafür will Marion
Kopmann die Kontakte herstellen. Sie hat zum Gründerstammtisch eingeladen. Die
Geschäftsführerin der Business-Plattform "MASTERhora" begrüßt ihre
Gäste: "Wir wollen das Kompetenzwissen, die Erfahrung von unseren
Experten, die auf MASTERhora sich versammelt haben, Menschen, ja, ab 55 plus,
die auf eine reiche Erfahrung zurückblicken. Die möchten wir zusammenbringen
mit Ihnen als Junggründer. Wobei "jung" ja nicht immer heißen muss,
dass man an Jahren jung ist, sondern dass sie einfach knackige Ideen haben,
wofür Sie brennen. So. Und wir wissen alle, brennen ist gut, brennen ist
wichtig, aber es reicht auch nicht aus. Unternehmertum hat ganz schön schwere
Füße. Da muss man Einiges für tun. Und dafür wollen wir auch was tun."
70, 80 Leute sind gekommen,
ein knappes Drittel Experten ihrer Plattform, der größere Rest Gründer und
Gründungswillige, die mit den Anwälten, Betriebswirten und Praktikern der
Unternehmensführung zusammenkommen sollen und wollen.
Meister ihrer Zeit
Die Gründer sind nicht
unbedingt jung. Jeder vierte Gründer ist heute älter als 45 Jahre. Und die
Fachkräfte a.D. gehören zur Generation 50, 60 plus. Sie haben sich registrieren
lassen, weil sie zwar noch arbeiten, aber nicht mehr den täglichen Stress
wollen. Aus dieser Zielgruppe hat Marion Kopmann auch den literarisch
inspirierten Firmenamen " MASTERhora " entwickelt: " MASTERhora
kommt aus dem Buch von Michael Ende. Es gibt da den sogenannten Meisterhora,
von Momo, eine sehr wunderbare Figur, der Wächter der Zeit. Unsere Menschen, die
wir ansprechen wollen, sind Masterhoras, also Meister ihrer Zeit."
Wissensplattform und soziales Netzwerk
Viele der Älteren
wollten über das Rentenalter hinaus weiterarbeiten, ihr Wissen teilen, auch
verkaufen. MASTERhora bietet sich dazu als Suchmaschine, Wissensplattform und
soziales Netzwerk an. Den Begriff "Facebook für Senioren" mag Marion
Kopmann aber nicht so: "Nein, nein gar nicht. Von der technischen Seite
her ist es das sicherlich, weil es auch ein Social-Media-Netzwerk ist. Das
heißt: Wir möchten die Menschen miteinander vernetzen, sie können sich sehen,
sie können sich horizontal austauschen. Aber unsere Zielrichtung, ja, auf der
einen Seite wenden wir uns an die Menschen 55 plus, Fach- und Führungskräfte,
die auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückschauen können."
Möglichkeit der Selbstdarstellung
Die können sich bei der
Plattform anmelden. Sie zahlen dafür zwölf Euro im Monat, dies für mindestens
ein halbes Jahr. Sie sind die Wissensanbieter. Auf der Nachfrageseite finden
sich Unternehmen. Für ihre Mitgliedschaft bei MASTERhora werden im Monat
mindestens 150 Euro fällig. Dafür bekommen sie, das ist das Ziel, einen
flächendeckenden Zugriff auf Fach- und Führungskräfte der Generation Ü 50. Dazu
Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Sie können Webinare anbieten oder daran
teilnehmen. "Also zum einen ist es wirklich das kleinere, das
mittelständische Unternehmen, das einen personellen Engpass hat. Da ist dann
der Ältere, die Ältere einfach eine fantastische Interimslösung. Es ist aber auch
das Unternehmen, das für sich sagt: Ich möchte gerne mit meinen Experten oder
mit meinen Menschen, die halt für mich sehr gute Arbeit geleistet haben und in
Ruhestand gehen, mit denen möchte ich in Kontakt bleiben."
Marion Kopmann verfolgt
mit alldem auch ein kommerzielles Ziel. Sie will mit MASTERhora Geld verdienen.
Noch scheint es nicht so weit: "Also, wir sind ja noch ein sehr junges
Unternehmen. Wir stellen fest, dass die Menschen zunehmend für das, was
Leistung ist, was Qualität ist, auch bereit sind zu zahlen. Und insofern bin
ich auch sehr zuversichtlich, dass dieses Projekt auch weiter aufgeht."
Nicht untergehen, wenn das Unternehmen
scheitert
In der Gaststätte
"Balance", beim Gründerstammtisch, sind die ersten Kontakte
geschaffen. Jetzt geht es an die Arbeit. Ein Jurist ist geladen und präsentiert
Themen, um die kein Gründer herumkommt, das "Schwarzbrot" sozusagen,
die wichtigen Fragen des unternehmerischen Alltags: "Zum einen
Überlegungen zur Wahl der Rechtsform, paar steuerliche Aspekte und zum Schluss
auch das neudeutsche Wort "asset protection": Wie schütze ich mein
Privatvermögen?"
Auch das müssen Gründer
offenbar lernen: Nicht untergehen, wenn das Unternehmen scheitert. Das passiert
oft genug. Gut ein Viertel aller Unternehmenspleiten entfällt auf junge
Unternehmen. Die Hoffnung an diesem Abend: Mit bezahlbarem Expertenwissen an
der Hand könnte die Quote sinken, die Chance des Überlebens steigen.
URL:http://www.deutschlandfunk.de/kontaktplattform-masterhora-gruender-treffen-foerderer.1197.de.html?dram:article_id=309533